KI arbeitet mal so mal so
Gestern hatte ich darüber berichtet, dass Oroblu künstliche Intelligenz nutzt, um Entwürfe für die Strumpfhose der Zukunft zu generieren. Durch das Thema angeregt, habe ich im Anschluss selbst mal ein wenig mit KI gespielt. Ich habe verschiedene Seiten aufgesucht, auf denen das Online-Erstellen von KI-erzeugten Bildern nach Textvorgaben angeboten wird.
Unterschiedliche Ergebnisse
Die Ergebnisse waren unterschiedlich. Das Spektrum reichte von „Bildidee nicht umgesetzt“ über „leicht daneben“ bis zu „Aufgabe bravourös gelöst“. Die Aufgabe bestand darin, aus dem einfachen Text „Ein Mann sitzt auf einer Bank im Park. Er liest ein Buch. Er trägt Shorts und eine blaue Strumpfhose.“ ein möglichst realistisches Foto zu machen. Bild 1 (alle Bilder lassen sich durch Klicken vergrößern) ist für diese knappen Angaben (auch Prompts genannt) meiner Ansicht nach ausgezeichnet gelungen und von einem „richtigen“ Foto kaum zu unterscheiden. Sieht man von den klauenartigen Händen ab.
Bild 2 zwei zeigt dagegen bereits Schwächen. So sind die Proportionen des Buches unnatürlich, der Mann trägt einen Rock, der durch Faltenwurf und Licht-Schatten-Spiel wiederum sehr realisisch wirkt, statt der gewünschten Shorts und die gesamte Szene wirkt eher comicartig. Zudem weiß man nicht, welche Bedeutung der hautfarbene Bereich rechts neben dem Knie hat, und der Übergang des Baumstamms über und unter der Sitzfläche passt nicht.
Bild 3 schließlich hat wieder durchaus Fotoqualität, zumindest im Vordergrund, im Hintergrund könnte es farbiger sein, aber die Aufgabe wurde nicht gelöst. Zwar wirken die Strümpfe durch die unterschiedliche Intensität der Farbe am Knie und an den Waden sehr realistisch, aber es handelt sich eben nicht um eine Strumpfhose, sondern um Feinstrümpfe. Darüber hinaus ist hier das Buch ebenfalls wieder sehr unproportional dargestellt.
Dass die Aufgabe nicht immer perfekt gelöst wurde, kann auch daran liegen, dass der von mir vorgegebene Text zu kurz war. Je mehr Eigenschaften man vorgibt, desto genauer kann die KI natürlich die Wünsche umsetzen. Allerdings zeigten auch die verschiedenen Onlineangebote unterschiedliche Qualität. War bei einigen das gewünschte (aber eher schlechte) Bild bereits nach wenigen Sekunden zu sehen, arbeiteten andere Programme oft minutenlang, um das (dann deutliche bessere) Ergebnis zu präsentieren.
KI, Männer und Strumpfhosen
Auffällig war, dass viele Programme, meist von US-Anbietern, bei einer anderen Aufgabe nicht in der Lage waren, einen Mann in einer Strumpfhose zu erstellen. Hier reichte es meist nur zu Kniestrümpfen, auch wenn ich diese ebenso wie nackte Beine durch sogenannte Negativ-Prompts (also das, was man nicht haben will) ausgeschlossen hatte. In diesem Fall lautete die Aufgabe: „Ein Mann und eine Frau gehen Hand in Hand im Park spazieren. Sie trägt einen Minirock und eine rote Strumpfhose. Er trägt eine Shorts und eine blaue Strumpfhose. Im Hintergrund sind Hochhäuser zu sehen.“
In Bild 4 scheint das Ergebnis nahezu perfekt umgesetzt zu sein. Allerdings ist bei ihm die Shorts nicht zu sehen und die Frau hat merkwürdigerweise zwei Nasen.
Daten abgreifen
Auffällig war in jedem Fall, dass mit nur ganz wenigen Ausnahmen fast alle Anbieter zunächst die Nutzerdaten abgreifen wollen. So muss man sich entweder neu anmelden oder man meldet sich über Facebook, Google etc. an. Das ist deshalb ärgerlich, weil dies meistens schon Voraussetzung ist, um den Dienst überhaupt testen zu können. Besonders dreist sind solche Anbieter, die zunächst die Anmeldedaten abgreifen, den Nutzer dann durch die komplette Bildentwicklung führen, ein Ergebnis produzieren, um dann, bevor man dieses sehen/herunterladen kann oder zugeschickt bekommt, auch noch nach der Telefonnummer zu fragen.
Bin ich also schon nach dem ersten Versuch mit dem Ergebnis nicht zufrieden, habe ich aber auf jeden Fall persönliche Daten hinterlassen. Es sei denn, und das rate ich an dieser Stelle dringend, man nutzt zum Testen einen anonymem Maildienst (bei dem man den Account bei Bedarf sofort wieder löschen kann) und geht über ein VPN ins Netz. Dann können die Anbieter nchts mit den Daten anfangen.
Fazit
Zunächst sei festgestellt, dass die Auswahl der Anbieter, die ich getestet habe, willkürlich nach der Googlesuche „Ein Foto per KI erstellen+Text zu Bild“ erfolgte. Sie ist keinesfalls repräsentativ.
Dafür, dass meine Vorgaben relativ einfach und wenig waren, haben es einige Anbieter geschafft, sehr überzeugende Ergebnisse zustande zu bringen. Ergebnisse, die nachdenklich machen sollten. Da es möglich ist, KI-generierte Bilder immer weiter per KI zu optimieren, also beispielsweise das Gesicht der Frau auf Bild 4 ohne zweite Nase darzustellen, wird es schon relativ bald nicht mehr möglich sein, „echte“ von künstlich erzeugten Bildern zu unterscheiden. Dies öffnet Bildfälschern und Fakenews-Schreibern vor allem in den sozialen Medien Tür und Tor zur Manipulation.
Geht es nur um das harmlose Thema Strumpfhosen, mag dies nicht so bedeutsam sein, aber im politischen Alltag wird es für uns alle gefährlich werden. Sei es, weil Menschen diskreditiert werden, sei es, weil nicht geschehene Ereignisse als Wahrheit ausgegeben werden.