Glosse „Männer in Strumpfhosen“

Die HAZ veröffentlicht eine Glosse zu Männern in Strumpfhosen

Für die HAZ ist das Thema Männer in Strumpfhosen – vermutlich mangels intelligenter Einfälle, eine Glosse wert.

Eine Glosse als journalistische Darstellungsform sollte spöttisch, lustig, karikaturistisch oder überzeichnend sein. Oder, wie die Zeitung, um die es hier geht, schreibt: „Es geht um die skurrilen, absurden und lustigen Erlebnisse des Alltags.“

 

Aber nicht alles, was den Namen Glosse trägt, erfüllt die Kriterien. Manchmal zeigt der Inhalt nur, wie verkrustet und vorurteilsbeladen das Denken des Verfassers ist. So zum Beispiel die Glosse „Männer in Strumpfhosen“, die Bert Strebe jetzt für die HAZ geschrieben hat (lesbar nur nach Anmeldung oder im Quelltext der Seite). Strebe ist laut Wikipedia Schriftsteller, Lyriker und Journalist mit „großer sprachlicher Könnerschaft“. In der Glosse berichtet er über ein seiner Meinung nach „seltsames Phänomen“: „Immer mehr junge Männer tragen beim Laufen Strumpfhosen“. Und das sieht laut Strebe „ein bisschen aus wie Robin Hood unter Blasendruck“.

 

Was soll man dazu sagen? Dass schon allein Titel und Inhalt darauf schließen lassen, dass wieder einmal Flaute bei den Themen herrschte? Machen wir doch mal was Verruchtes. Wie wäre es mit Strumpfhosen? Dann sind uns Leser und Klicks sicher. Boah, geile Idee. Oder noch besser, und noch verruchter: Männer in Strumpfhosen.

 

Ist aber nicht so. Dazu ist das Thema nun wirklich oft genug beackert worden. Ich habe hier schon mehrfach darauf hingewiesen, dass die Kombination der Worte Männer und Strumpfhosen gern von Spießern zur Effekthascherei benutzt wird, insbesondere im Karneval/Fasching. Dass der Schreiber der Glosse Männer in Strumpfhosen wieder direkt mit Robin Hood verbindet, ist bezeichnend für die Art seines Denkens. Es gibt sicherlich kein ernstzunehmendes Forum, in dem über das Thema Strumpfhosen für Männer diskutiert wird, in dem nicht spätestens der dritte Beitrag eines – meist männlichen – Trottels genau diesen Bezug herstellt. Wie peinlich, sich selbst in der Ecke der intoleranten Blödmänner zu positionieren. Als Anregung für die nächste Glosse: Auch die Verbindung zum Schwulsein und zum Balletttanz wird gern im Zusammenhang mit Männern und Strumpfhosen hergestellt. Mann, haben wir gelacht.

 

Einfach mal die Fresse halten

 

Peinlich auch Strebes Geständnis in seiner Glosse, ein Experte habe ihn darüber aufgeklärt, dass Läufer keine Strumpfhosen, sondern Tights tragen. Das ist in der Tat nicht nur vom Wort her ein Unterschied. Schon allein deshalb, weil Lauftights in der Regel keinen Fußteil haben, also maximal mit Leggings verglichen werden könnten. Und natürlich bestehen sie aus dickeren Materialien. Sie haben gewöhnlich Nähte und werden prinzipiell unter einem vollkommen anderen Aspekt produziert als Strumpfhosen. Die Nutzung beim Laufen und damit verbundene Eigenschaften wie zum Beispiel atmungsaktiv, wasserabweisend etc. stehen eindeutig im Vordergrund.

 

Hätte man als Glossenschreiber selbst recherchieren können. Wie heißt der bekannte Spruch doch gleich? Hättest du geschwiegen, wärest du ein Philosoph geblieben. Oder moderner: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten.

 

Und ganz nebenbei: Selbst wenn Läufer nicht auf spezielle Männerstrumpfhosen zurückgreifen würden, sondern die von richtigen Kerlen als Damenstrumpfhosen betitelten Kleidungsstücke, wäre das wirklich ein Thema für eine Glosse? Ich jedenfalls lebe im Jahr 2019 und sehe darin nichts Skurriles, Absurdes oder Lustiges.

 


Hier gibt es den autobiografischen Roman „40 DEN | Erlebnisse eines Strumpfhosenfans“ (ca. 400 Seiten A5, 14,90 €) von Marten de Trieste zu kaufen.

 

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