Strumpfhosen in der Sportberichterstattung

Sportberichterstattung beschäftgt sich mit Strumpfhosen

Auch in der Sportberichterstattung soll das Wort „Strumpfhose“ immer häufiger die Aufmerksamkeit auf ansonsten anscheinend banale Inhalte lenken.

Dass das Wort „Strumpfhose“ (und die damit verbundenen Assoziationen) bei Lokaljournalisten beliebt ist, um Banalitäten scheinbar interessanter zu machen, habe ich hier schon verschiedentlich geschrieben. In jüngster Zeit taucht das Wort aber auch zunehmend in der Sportberichterstattung auf. Jüngstes Beispiel ist ein Beitrag auf nordbayern.de: Dort bewertet Sportredakteur Christoph Benesch die einzelnen Spieler der Bundesliga-Handballmannschaft des HC Erlangen. Überschrieben ist der zugegebenermaßen nicht ernst gemeinte Artikel mit den Worten „Strumpfhose und Schaukelstuhl – Zwischenzeugnis für den HCE“.

 

Held in Strumpfhosen

 

In der dazu passenden Bildstrecke muss sich der Leser dann bis zu Bild 14 (von 15) durchklicken. Dort trifft er auf den Spieler Florian von Gruchalla. Den nennt Benesch „Held in Strumpfhosen“. Er beschreibt ihn als Spieler, der „regelmäßig Nerven wie aus Nylon“ hat. Irrsinning lustig, dieses Wortspiel. Journalistisch fragwürdig ist dagegen, dass das zugehörige Foto keinen Aufschluss über diese Aussage zulässt. Dort ist von Gruchalla nur mit dem Oberkörper zu sehen.

 

Auch bei Google muss der Interessierte geduldig suchen, um auch nur ein einziges Foto des Handballspielers zu finden, auf denen er in so etwas wie einer Strumpfhose zu sehen ist. Denn tatsächlich handelt es sich um eine Leggings. Also ein Kleidungsstück, das in Profisportarten wie Basketball schon seit einigen Jahren gang und gäbe ist. Dort wird es gewöhnlich wegen der Kompressionswirkung getragen. Strumpfhose – Leggings. Wozu journalistische Sorgfalt, wenn es einem so herrlichen Gag dient? Wozu sich mit besserer Sauerstoffversorgung, Anregung des Blutkreislaufes und anderen nützlichen Eigenschaften von Kompressions-Leggings auseinandersetzen, wenn das Wort „Strumpfhose“ und die Bezeichnung „Held in Strumpfhosen“ doch viel besser Assoziationen zu wecken scheint?

Hohn und Spott

Einige Tage zuvor hatte die Marbacher Zeitung online einen Beitrag mit „Die besten Sprüche. Das sportliche Jahr 2019 in Zitaten“ überschrieben. Gleich das erste, und damit offenbar wichtigste, Zitat stammt vom Biathleten Michael Rösch und beginnt mit den Worten „Wir rennen in Strumpfhosen im Kreis, …“. Auch der Tiroler Tageszeitung war die Erwähnung des Wortes Strumpfhose, hier sogar in der Kombination mit dem davorgesetzten „Damen-“, in einem Interview mit dem Wintersportler Lukas Greiderer eine Überschrift wert. Dies, obwohl das Thema, auf das mit einer Überschrift die Aufmerksamkeit gelenkt werden sollte, dann erst im vorletzten Satz zu finden ist.

 

Ein sehr populäres Beispiel für die Einstellung einiger Sportjournalisten zum Thema Strumpfhose lieferte darüber hinaus  Ausnahmefußballer Christiano Ronaldo. Der zeigte sich vor einem Spiel der Fußball-Europameisterschaft 2016 auf dem Weg vom Mannshaftsbus zum Stadion in einer schwarzen Strumpfhose. Was ihm nicht nur Hohn und Spott in Zeitungen einbrachte, sondern auch im Fernsehen kommentiert wurde. Zum Beispiel vom ARD-Moderatoren-Duo Matthias Opdenhövel und Mehmet Scholl. Die sollen Folgendes von sich gegeben haben: Opdenhövel: „Sind das noch Thrombose-Strümpfe oder sind das schon Strapse?“ Scholl: „Ich stelle mir gerade vor, ich wäre so vor Oliver Kahn und Lothar Matthäus eingelaufen. Da muss ich selber lachen, wie die geschaut hätten!“

 

Insbesondere Opdenhövels Worte zeigen genau die Richtung, die ich andeute, wenn ich mich hier über meine Journalistenkollegen und ihr Verhältnis zu Strumpfhosen auslasse.

 


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