Weiß ist hässlich – oder nicht?
Geht es um desaströse journalistische Leistungen, steht bei mir das Modemagazin InStyle ganz vorne. Selten findet man so häufig Texte, die sich widersprechen. Diesmal geht es, wie schon häufiger, um das Thema weiße Strumpfhosen. In einem aktuellen Beitrag sieht Antonia Everding für den Frühling 2025 einen Trend, der durch die von Schauspielerin Leighton Meester gespielte Figur Blair Waldorf in der Kultserie Gossip Girls begründet wurde. Farbige Strumpfhosen. Everding schreibt: „Was die Tights-Farben anging, setzte sich die selbsternannte Queen B keine Grenzen. Ihre schönsten Looks basierten trotzdem auf einem neutralen Signature-Piece: weißen Strumpfhosen.“ Weiter heißt es: „… ist die weiße Strumpfhose ein Keypiece der Serien-Outfits…“ und „Unser modischer Favorit: die weiße Strumpfhose zum grau-rosa Karo-Look …“.
Es lebe der Widerspruch
Soweit, so gut. Ich mag weiße Strumpfhosen auch und fände es toll, wenn mehr Menschen den Mut hätten, diese zu tragen. Was mich, den promovierten Journalist, aber fuchsteufelswild macht, ist der Widerspruch zu älteren Beiträgen in InStyle. Denn InStyle-Autorin Katharina Käfferlein hatte im Januar 2020 weiße Strumpfhosen als „hässliches Accessoire“ bezeichnet und befürchtet, „dass weiße Strumpfhosen zu einem ,Ugly-Modetrend‘ werden.“ Ihre Kollegin Julia Lauer hatte ein Jahr zuvor weiße Strumpfhosen ebenfalls als hässlich bezeichnet.
Natürlich weiß ich, dass auch in der Modeindustrie das Schnittbrot nicht neu erfunden werden kann. Ich weiß aber auch, dass in Redaktionen so ewas wie eine inhaltliche Tendenz existiert. Da sollte man sich schon konsequent einig ein, ob man etwas gut oder schlecht findet, um glaubhaft zu sein und ernst genommen zu werden. Zur Not hilft die Recherche im eigenen Archiv.