Strumpfhosen beflügeln Journalisten
Dass Journalisten besonders auf Themen abfahren, die mit Strumpfhosen zu tun haben oder bei denen sie gar das Wort Strumpfhose in die Überschrift packen können, habe ich auf dieser Seite schon des öfteren diskutiert. Strumpfhosen scheinen für viele Kollegen (und Menschen, die gern Journalisten wären, aber das Zeug dazu nicht haben) immer noch etwas Verruchtes zu haben. Momentan zeigen sich Auswüchse, bei denen ich mit dem Kopf schütteln muss. Würde ich mich fremdschämen, jetzt gäbe es einen Grund.
Darum geht es: Vor einigen Tagen haben britische Forscher Ergebnisse eines Untersuchung veröffentlicht. Derzufolge verbessern Strumpfhosen oder Teile davon den Sitz einer Coronamaske, indem sie dafür sorgen, dass sich die Maske enger an die individuelle Gesichtsform des Trägers anschmiegt. Neben Strumpfhosen wurden auch andere Materialien auf die Tauglichkeit getestet. Nicht mehr, nicht weniger. Ein Großteil der Journaille scheint den Inhalt der Untersuchung nicht verstanden zu haben. Vermutlich werden rationale Gedanken bei vielen Schreibern durch Fantasien verdrängt, sobald sie das Wort Strumpfhose lesen.
Coronaleugner
So wundert es nicht, dass zu dieser Untersuchung beispielsweise ein solcher Bullshit wie bei report24.news zu lesen ist: „Am Kopf getragene Damenstrumpfhosen sollen vor Coronaviren schützen“. Illustriert wird dieser Beitrag mit einem Foto, auf dem ein Mann eine Netzstrumpfhose über dem Kopf hat. Herzlichen Glückwunsch zu dieser superoriginellen Idee. Damit hat report24.news den Vogel der aktuellen Berichterstattung abgeschossen.
Liest man den kompletten Beitrag, findet man das Wort Wissenschaftler in Anführungszeichen, Aussagen wie „Das Tragen einer FFP2-Maske ist vollkommen sinnlos“ und Empfehlungen für ein Buch zum Thema „Lügenpresse“. Spätestens da weiß man natürlich, aus welcher Ecke der Wind bläst. Es sind halt nicht immer die hellsten Köpfe, die im Internet schreiben. In diesem Fall nehme ich die oben benutzte Bezeichnung Kollegen ausdrücklich zurück.
Quellen sind aber nicht immer so unseriös wie die genannte Coronaleugnerseite. Andere sind einfach nur dumm. Zum Beispiel kabeleinsdoku.at. Da lesen wir „Strumpfhosen schützen vor einer Corona-Infektion. Das klingt zunächst wie ein schlechter Scherz, doch genau zu diesem Schluss kommen Forschende bei einer britischen Studie.“. Nein, kommen sie eben nicht. Auch das illustrierende Foto, auf dem eine Frau ein Bein in einen Feinstrumpf steckt (au weia, es ist noch nicht einmal ein Strumpfhose), passt so gar nicht zum Thema der Untersuchung.
Dass auch express.de dabei ist, wundert natürlich nicht. Dessen Überschrift „Strumpfhosen helfen gegen Corona-Infektion“ ist jedoch genau so aufmerksamkeitsheischend wie falsch. Echo24.de geht im Text näher auf die Studie ein, buhlt aber mit der Überschrift „So sollen Strumpfhosen vor einer Corona-Infektion schützen“ und einem Foto mit Beinen in einer (warum eigentlich) Netzstrumpfhose um die Aufmerksamkeit der User.
Die Beispiele ließen sich noch ellenlang fortsetzen, aber mir ist inzwischen ziemlich schlecht geworden. Noch mehr von diesem Unsinn ertrage ich nicht.
Ach so, ehe ich es vergesse. Bei der Studie hat sich das Versiegeln der Ränder der Corona-Schutzmaske mit Gewebeband als ebenso effektiv herausgestellt wie die Benutzung von Nylon. Merkwürdigerweise findet man aber nirgendwo eine Überschrift wie „Gewebeband schützt gegen Corona“. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.